Nach wie vor entwickelt sich das Projekt insgesamt stabil, inkl. der zu erwartenden Höhen und Tiefen. „Höhen“ sind z.B.: wenn Kinder Fortschritte machen, wenn also Mihai aufhört Sand zu essen, oder Robert sich nicht mehr unter dem Tisch versteckt; „Tiefen“ sind z.B.: wenn Eltern erkranken und die Versorgung des Kindes nicht geklärt ist oder wenn Personal dem Stress nicht gewachsen ist oder eine besser bezahlte Arbeit findet.
Alle waren tief betroffen als Lucian starb. Er war lange krank. (Die Mutter hilft jetzt im Projekt mit. Ihr Mann hat sie im März verlassen.)
Der Bedarf und der Druck von außen, mehr Kinder zu betreuen, nimmt immer mehr zu. Wir wollen und können derzeit aber aus verschiedenen Gründen (Platz, Personal, Finanzierung etc.) als Einrichtung nicht mehr größer werden. Aber wir wollen pädagogisch besser werden.
Im Juli war von unserer Seite aus F. Homann vor Ort, mit einer kleinen Delegation. Sein Fazit: „Mit aktuell etwa 44 Kindern/Jugendlichen ist m.E. die Kapazität maximal ausgereizt. Gut, dass teilweise auch Eltern von betreuten Kindern mit einbezogen werden. Unglaubliche Entwicklungen an Infrastruktur in den letzten 10 Jahren“.
Hier einige zufällige Impressionen der letzten Zeit aus dem Projekt:
- Vereinzelt kommen auch willkommene Nahrungsmittelspenden aus der Region an: Reis, Kartoffeln, Öl, auch mal ein halbes Schwein!!
- Christian hat sich freigeschwommen. Er war mit 9 Jahren zusammen mit seiner blinden Zwillingsschwester Christina Anlass für die Gründung des Projektes. Das war vor zwölf Jahren. Trotz schwierigster Startbedingungen hat er einen Schulabschluss geschafft und jetzt eine Anstellung als Betreuer in einer Behindertenwerkstätte in Deutschland gefunden. Er hat jetzt gespart und für etwa 500 € Spülmittel, Lappen und andere Reinigungsartikel an das Projekt gespendet. Für mich zählt das zu den besonderen „Höhen“.
- Das Kind A. ist sehr anstrengend. A. schreit den ganzen Tag und macht viel kaputt. Die Eltern sind am Ende. Nachbarn melden sich. Die Eltern wollen keine Ruhigstellung durch Medikamente. Maria sucht jetzt nach neuen Therapiemöglichkeiten.
- Flavius musste behördlich in die Regelschule. Er wird begleitet (Sie nennen die Begleitung „Schatten“). Aber er schafft die Anforderungen nicht. Er hat Angst (Diagnose Asperger). Jetzt ist er wieder meistens bei uns. Maria sagt, er ist wieder ein anderes Kind.
- Die Halle wird abends auch von einem Karatelehrer für seine Jugendgruppe genutzt. Er will auch einzelne unserer Kinder integrieren.
- Dana, seit fünf Jahren eine wichtige Stütze im Team, ist schwanger. Sie wird jetzt zwei Jahre fehlen, Mutterschutz. Bei Mihaela und Andra haben wir das schon hinter uns. Beide sind zurück (die angehängten Bilder sind von Andra). Sie bringen ihre Buben jetzt mit.
- Die Heizungsanlage und Warmwasser-Solarpaneele sind defekt. Die Reparaturkosten sind noch nicht absehbar, etwa 3.000 €. Wir wollen eine Kletterwand in der Halle einrichten, etwa 4.000 €.
Diese Liste alltäglicher Ereignisse könnte lange fortgesetzt werden. Aber, ich denke, sie vermittelt auch so einen Eindruck vom derzeitigen Leben im Projekt BlindenVision in Alba Julia, Rumänien.
Wir werden alles daransetzen, dass die Freuden und Höhen die unausweichliche Mühsal und die Tiefen überwinden – Freuden und Höhen für die Kinder, die Eltern und die Mitarbeiter*innen – mit Eurer Hilfe.